Focus Interview

Fragen von Matthias Matting an mich für den Artikel:

„Bestseller ohne Verleger – Neuer Trend self publishing“

auf: Focus online, erschienen am 14. Oktober 2011

Was war denn der Beweggrund, es mit self publishing zu probieren?

Als ich zum ersten Mal davon gehört habe, konnte ich es kaum glauben: Niemand, der einem Vorschriften macht, niemand der lange überlegen muss, ob er das Buch, das man geschrieben hat, gut findet oder nicht, niemand, der ein Jahr braucht, bevor er es herausbringen kann. Stattdessen die Möglichkeit, innerhalb von einer Stunde ein Buch zu veröffentlichen. Weltweit! Bei amazon, so dass gesichert ist, dass es auch wahrgenommen wird und gefunden werden kann. Außerdem wird die gesamte finanzielle Seite vom Anbieter abgewickelt und darauf geachtet, dass das Buch nicht ohne weiteres illegal vervielfältigt werden kann. Das waren für mich eine ganze Reihe von triftigen Gründen, es mit dem self publishing so schnell wie möglich zu versuchen.

Hat es sich gelohnt?

Auf jeden Fall. Im Moment werden jeden Tag mehrere hundert Bände meines Thrillers „Berlin Gothic“ gekauft und bezahlt. Genauer gesagt werden nur elf andere Bücher bei amazon öfter gekauft als mein Buch „Berlin Gothic 1“. Im kindle, wo „Berlin Gothic 1“ seit Tagen auf dem ersten Platz steht, wird es öfter gekauft als jedes andere der 750.000 Bücher, die dort angeboten werden. Öfter als jeder andere Krimi oder Thriller. Ein unglaubliches Gefühl. Allein wegen des Feedbacks, das ich dadurch bekomme, hat sich das self publishing gelohnt …

Alter, Tätigkeit?

Ich bin 1966 geboren und habe nach dem Studium zunächst über zehn Jahre lang als Fernsehjournalist gearbeitet. Um 2000 herum habe ich angefangen, als Drehbuchautor zu arbeiten und Krimis für ZDF, Sat1, RTL etc. geschrieben. Erst ein paar Jahre später habe ich mit dem Schreiben von Romanen, von Thrillern begonnen. In diesem Jahr ist bei dtv „Davids letzter Film“ erschienen, im nächsten Jahr wird ein zweiter Roman bei dtv herauskommen. Kurz gesagt: ich bin Autor.

Was hat nichts gebracht, worauf kam es an?

Ich glaube, mehr als alles andere kommt es darauf an, ein gutes Buch vorzulegen. Ich kann nicht für Sachbücher sprechen, bei einem fiktionalen Text, bei einem Krimi aber kommt es darauf an, dass er spannend ist. Sonst wird niemand Lust haben, ihn zu lesen. Das klingt wahrscheinlich recht banal – aber es ist eben auch sehr schwierig, ein spannendes Buch zu schreiben.

Wird self publishing die Branche verändern?

Ich denke schon, dass das E-Book und die Möglichkeiten des self publishing die Branche grundlegend verändern werden. In den USA und England kann man das ja jetzt schon beobachten – und auch in Deutschland sind – soweit ich weiß – alle, die sich damit beschäftigen, davon überzeugt, dass eine Revolution im Buchsektor bevorsteht bzw. sich gerade vollzieht.

Mir scheint, dass man es sogar mit der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg vergleichen kann: Auch VOR Gutenberg gab es bereits Bücher, sie mussten nur per Hand geschrieben werden und waren deshalb unendlich viel teurer. So wie damals passiert jetzt etwas Vergleichbares: Bücher werden wesentlich billiger – und sie lassen sich wesentlich einfacher vervielfältigen. Dadurch senkt sich die Schwelle, die neue Ideen überwinden müssen, um Verbreitung zu finden. Ich finde das großartig. Noch stehen wir ganz am Anfang, noch hat nicht jeder einen E-Reader. Wenn es so weit ist, werden ganz neue Gedanken und Vorstellungen den Weg zu den Lesern finden …

Wird self publishing Ihr künftiges Publikationsverhalten verändern?

Im Moment konzentriere ich mich vollkommen auf die noch ausstehenden fünf Bände meines Thriller-Serials „Berlin Gothic“, die bis Juni 2012 erscheinen werden. Was danach kommt, muss man mal abwarten. Das, was rund ums self publishing gerade passiert, ist jedenfalls ungeheuer aufregend!

(Auszug)